Dorfleben: Rorbas

Mysteriöser Kaiser an der Tössegg

 

«Biologie findet draussen statt», sagt Biologielehrer Peter Diethelm. So erstaunte es die Schülerinnen und Schüler der Weinlandschule nicht, dass er sie an die Tössegg entführte, wo sich angeblich eine seltene Gans aufhalten soll.

 

Sofia, Micael, Enrique und Juna, Weinlandschule Rorbas

Publiziert: 12.03.2025, 21:19

 

Eine Kaisergans sieht man nicht alle Tage. Für die Schülerinnen und Schüler der privaten Weinlandschule in Rorbas, die nahe am Naturparadies Tössegg liegt, ein grosser Glücksfall.

 

Foto: PD

 

Schon von weitem fiel den Schülerinnen und Schülern ein grosser, hell gefiederter Vogel auf, der genüsslich auf dem Rasen neben der Schiffsanlegestelle graste. Doch die bei uns vorkommende Graugans konnte das nicht sein. Für einmal war auch Biologielehrer Peter Diethelm am Ende seines Lateins. Wie ein Kaiser stolzierte der Vogel mit seinem strahlend weissen Kopf und dem wunderschön weiss-schwarz gestreiften Federkleid umher. Nur einen Makel hatte der Stolze – er war flugunfähig, weil linksseitig offenkundig Armschwingen fehlten. In seiner Verzweiflung holte sich der Biologielehrer Rat bei einem älteren Herrn, der auf einem Bänklein mit seinem Feldstecher den Vogel beobachtete. Und tatsächlich wusste dieser Rat. Beim seltenen Gast würde es sich um eine Königsgans handeln, welche auf ihrem Flug aus Alaska oder Ostsibirien vielleicht wegen starker Winde vom Kurs abgekommen wäre. Das allerdings leuchtete dem Biologielehrer nicht ein, denn ein Vogelzug von Alaska oder Ostsibirien nach Mitteleuropa macht keinerlei Sinn.

 

Das Rätsel ist gelöst

 

Nach eifrigem Fotografieren beschlossen die Schüler, das Geheimnis mithilfe des Internets zu lösen. Doch googeln nach «Königsgans» brachte nichts – kein Text, kein Bild. Endlich hatte jemand den erhellenden Gedanken. Die Suche «seltene Gans, Schweiz» traf ins Schwarze. Die Gans war entdeckt und wurde erst noch vom König zum Kaiser befördert.

Tatsächlich lebt die Kaisergans an den Meeresküsten Alaskas und der angrenzenden Inseln im Beringmeer und Ostsibirien. Sie verirrt sich nie ins Landesinnere. Auch aus diesem Grund ist das Erscheinen dieses schönen Gastes bei uns nicht auf natürliche Umstände zurückzuführen.

Die Klassendetektive haben es geschafft und das Rätsel gelöst. Die Kaisergans muss wohl aus einer Voliere ausgebüchst sein. Und zwar zu Fuss, denn ihr Besitzer hat ja die Federn kupiert. Seit nunmehr anderthalb Monaten lebt sie an der Tössegg. Wenn die Füchse nichts dagegen haben, wird sie wohl bei uns bleiben, bis ihr im Frühling neue Schwungfedern nachwachsen.

 

 

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